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Ein Ort zum Kommen und Bleiben
Die Herberge zur Heimat wird 140 Jahre alt
Was macht eigentlich Heimat aus? Ein Platz zum Schlafen, ein warmes Essen, ein Dach über dem Kopf. Und doch hat man viel mehr vor Augen – und im Herzen -, als man in Worte fassen kann. In der Herberge zur Heimat, einer Unterkunft für wohnungslose Menschen in der Gartenstraße, liegt ein Gefühl von Geborgenheit in der Luft. Menschen, die das Leben aus welchem Grund auch immer aus der Bahn geworfen at, finden hier einen Platz zum Durchatmen, zum Neustart, zum wieder-in-die-Spur-kommen. Die Einrichtung unter der Leitung von Daniela Knoop feiert jetzt ihr 140-jähriges Bestehen.
Ein Gefühl von Zuhause
Die Herberge zur Heimat feiert 140-jähriges Bestehen. Ein Besuch in der Gartenstraße, wo wohnungslose Menschen einen Platz zum Ankommen und Bleiben finden.
Für David beginnt das Leben nach dem Tod mit einer Erkenntnis. „Ich war dreimal klinisch tot. Da wusste ich: Der Alkohol muss weg.“ Am Ende der Abwärtsspirale aus Drogen und Depression war er zuvor auf der Straße gelandet. Verliert man den Boden unter den Füßen, macht der Schnaps, dass man weich fällt. „Ich war damals ein stiller Trinker,“ sagt der heute 41-jährige Hildesheimer. Um sein Leben zu retten, hatten Ärzte 80 Prozent seiner Bauspeicheldrüse entfernen müssen. Der Alkohol hat Davon markiert. Gebrochen hat er ihn nicht. Eine neue Heimat sorgt dafür, dass er in der Spur bleit. „Man bekomme hier alles, was man braucht, um wieder auf die Beine zu kommen“, sagt er. Hier, das ist ein rotes Backsteingebäude in der Hildesheimer Gartenstraße, vor dem ein erstaunlich blümchenreiches Beet und ein gutes halbes Dutzend Fahrräder den Eingangsbereich säumen. Vor knapp 140 Jahren hat der Hildesheimer Architekt und Stadtbaumeister Gustav Schwartz unter der Ägide des damaligen Oberbürgermeisters Gustav Struckmann an dieser Stelle den Herbergsverein gegründet. Was einst vor allem als Rastplatz für erschöpfte Wandergesellen auf der Walz gedacht gewesen war, ist heute ein Ort zum Luftholen und Krafttanken, um sich-erden und –sammeln. Die Herberge zur Heimat bietet wohnungslosen Menschen wie Davon, der seit eineinhalb Jahren hier lebt, ein Zuhause auf Zeit. In 17 Apartments auf drei Etagen finden sie ein Dach über dem Kopf. Die Einrichtung, seit 2014 ein Tochterunternehmen der Diakonie Himmelsthür, betreibt neben dem Haupthaus in der Gartenstraße noch die „Lobby“, einen Tagestreff in der Hannoverschen Straße, sowie das „Weiße Haus“ in der Drispenstedter Straße, in dem ebenfalls 17 Einzimmer-Apartments für wohnungslose Frauen und Männer bereitstehen. Dazu kommen ambulante Hilfsangebote. Insgesamt arbeiten 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – unter anderem Sozialarbeiter, Verwaltungskräfte, Küchenpersonal und Aushilfen – an den drei Standorten. Menschen, die hier einkehren, können von überall herkommen, jeder ist willkommen. Zwar ist die Dauer, in der jeder von ihnen in der Herberge wohnen kann, nur begrenze möglich. Dennoch: Alle dürfen bleiben, solange sie die Unterstützung brauchen. „Kein Mensch weiß, ob ihn das Schicksal mal aus dem Leben reißt“, sagt Daniela Knoop. Die 48-Jährige ist seit achteinhalb Jahren in der Herberge zur Heimat tätig, seit vier Jahren ist sie Geschäftsführerin der Einrichtung. Oft seien es etwa Haftentlassene, die in der Herberge einen Ort für den Neustart suchen. Oder Obdachlose, die sich nach Jahren auf der Straße einen Platz zum Ankommen wünschen. Kommen Menschen mit schweren psychischen Problemen, versucht die Gemeinschaft für das nötige Polster zu sorgen. „Bis zu einem gewissen Grad klappt das auch“, weiß Knoop aus Erfahrung. Brenzlig werde es meist dann, wenn Alkohol im Spiel sei. Der ist in den privaten Appartements der Herberge – jeder Bewohner besitzt einen eigenen Schlüssel – zwar nicht verboten, kann aber in Kombination mit psychischen Problemen für Stress in der Gemeinschaft sorgen. Das sei auch der Grund gewesen, warum die Herberge lange Zeit keinen guten Ruf in der Nachbarschaft gehabt habe, sagt Knoop. Inzwischen habe sich das Klima jedoch wesentlich verbessert. Fühle sich doch mal jemand gestört, würden die Nachbarn einfach Bescheid geben, anstatt gleich die Polizei zu rufen. Das zeige, dass man mittlerweile gut im Stadtteil zusammenlebe, so die Herbergsleiterin.
„Für mich gibt’s gar nichts Besseres“, sagt Michael. Eigentlich heißt der 66-Jährige, der seit 2016 in der Herberge wohnt, anders. Da er „ein paar Haftjahre“ auf dem Buckel habe, möchte er seinen richtigen Namen lieber nicht in der Zeitung stehen haben. Dreimal in der Woche hilft der gebürtige Berliner in der Herbergsküche aus. Er ist dankbar, in der Herberge einen Ort gefunden zu haben, an dem er Unterstützung für den Alltag bekommt. „Wenn man solange in Haft war, kommt man alleine gar nicht mehr klar“, erzählt er. Auch die Struktur hier tue ihm gut. Ergattere er mal eines der „Kulturtickets“, besucht er am liebsten das Stadttheater oder Museum. „Das tut mir dann einfach gut“, sagt Michael. Der Alltag in der Herberge beginnt in der Regel um 8:30 Uhr. Dann wird der Speiseraum geöffnet, frischgebrühter Kaffee durftet durch die Zimmer, das Frühstück steht bereit. Daran teilnehmen muss niemand; jeder Bewohner kann seinen Alltag gestalten, wie er möchte. Damit trotzdem niemand versumpft bietet das Herbergs-Team Möglichkeiten an, den Tag zu strukturieren. Das kann Unterstützung in der Küche sein, Gartenarbeit – oder die hauseigene „Mitmachwerkstatt“, die nach dem coronabedingten Dornröschenschlaf jetzt wieder geöffnet ist. Jeden Mittwochnachmittag von 14 bis 17 Uhr können Menschen hier kostenfrei handwerkliche Hilfe in Anspruch nehmen, zum Beispiel bei der Reparatur des eigenen Drahtesels. Gemeinsames Tüfteln, Beete jäten, Pfannen köcheln: All das trage zu einem guten Gemeinschaftsgefühl unter den Bewohnern bei, sagt Knoop. Die überschaubare Größe der Einrichtung zum familiären Spirit bei. Lässt sich ein Bewohner mal ein, zwei Tage nicht blicken, schaut man nach dem Rechten. „Was passen aufeinander auf“, sagt David und steht auf. Es gibt ein paar Dinge zu erledigen. Sein ehemaliger Arbeitgeber habe ihm zugesichert, ihn wieder einzustellen, sobald er wieder auf den Beinen ist.
Finanziert wird die Herberge zur Heimat durch eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt Hildesheim und dem Land Niedersachsen. Pro Tag und Pro Klient fallen durchschnittlich 75 Euro Kosten an, darin enthalten sind unter anderem Verpflegung, Unterkunft und die betreuende Sozialarbeit. Jede Bewohnerin und jeder Bewohner erhält zusätzlich im Monat 155 Euro Taschengeld. Seit knapp 20 Jahren leben die Menschen in der Gartenstraße in Einzelzimmern, davor gab es nur Doppel- und Viererzimmer. „Privatsphäre ist wichtig“, sagt Knoop. In jedem Zimmer steht ein Fernseher, auch das W-Lan kann kostenfrei genutzt werden.
„Das ist hier wie eine WG!“ Florian lebt seit einem Jahr in der Herberge, davor hat er bei der Deutschen Bahn als Gleisarbeiter gearbeitet. Am Anfang sei er hier gar nicht klargekommen, habe aber schnell gemerkt, wie menschlich und demokratisch es hier zugehe. „Egal, was ich in meinem Leben getan habe, hier steht man hinter mit und hat ein Ohr für mich“, sagt der 37-Jährige aus Leipzig. Neben ihm sitzt Andreas. Über einen Flyer sei er auf die Herberge aufmerksam geworden, inzwischen lebt er seit vier Jahren hier. Um ein Haar sei er nach seiner Haft in Hannover gelandet. „Aber da wäre ich sicher nur wieder am Steintor gelandet.“
Stattdessen hat er seinen gelernten Job als Maler wieder aufgenommen, wenn durch Corona zurzeit auch Flaute herrsche. „Gerade lässt mich das Jobcenter noch in Ruhe. Danach geht’s wieder los“, grinst der 55-Jährige.
Zum 140-jährigen Bestehen der Herberge im vergangenen Jahr hatten sich Knoop und ihr Team einiges einfallen lassen. Eine Pandemie später soll das Jubiläum nun nachgeholt werden. Am 3. Und 4. September ist eine Fotoausstellung zum Thema „Zuhause“ geplant. „Das Thema ist zurzeit für alle präsent und daher doppelt wichtig“, sagt Knoop. Gemeinsam mit der Werbeagentur Klocke sollen Fotos aus dem Alltag der Herberge und deren Bewohner auf großformatige Bauzäune gespannt werden. Via QR-Code kann man sich zusätzlich Videoclips mit Geschichten und Statements der abgebildeten Personen auf dem Smartphone anschauen. Wo genau die Aktion stattfindet, steht zurzeit noch nicht fest. Um die Kosten dafür zu decken, unterstützt der Lions Club Hildesheim-Marienburg das Projekt. Dazu wurde mit der Volksbank eG Hildesheim-Lehrte-Pattensen eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen. Innerhalb von drei Tagen hat die Aktion über 100 Unterstützer gesammelt, am Dienstag wurde die Unterstützungssumme von 10.000 geknackt. Die Volksbank hat sämtliche Beträge bis 100 Euro verdoppelt.
Quelle: Kehrwieder am Sonntag
Ein Kommen und Gehen
Die Herberge zur Heimat will ihren 140. Geburtstag groß feiern – unter anderem mit einer großen Bilderausstellung an einem zentralen Ort
Daniela Knoop schlägt in der Herberge zur Heimat ein dickes, in Leder gebundenes Buch auf. „August Möller, Ankunft am 1. Juni 1936, Arbeiter, geboren am 28. September 1879“, hat jemand in der ersten Spalte der ersten Seite in akkuratem Sütterlin festgehalten. Das Buch endet mit einem Eintrag im März 1946. Dazwischen haben die damaligen Herbergs-Eltern rund 33 000 weitere Namen, Personalien und Ankunftszeiten notiert. Wer diese Information ein wenig auf sich wirken lässt, ahnt, wie viele Menschen die Herberge zur Heimat bis heute hat kommen und gehen sehen.
Denn die heutige Wohnungslosenhilfe, eine Tochter der Diakonie Himmelsthür, existiert schon seit mehr als 140 Jahren. Ursprünglich wollte sie diesen runden Geburtstag im vergangenen Jahr groß feiern. Aber Corona machte dies unmöglich. Jetzt haben die Organisatoren um Herberge-Geschäftsführrein Knoop den 3. Und 4. September angepeilt. „Wir würden gern groß in der Sedanstraße feiern“, sagt Knoop. Eine Zusage für den Ort hat sie noch nicht, aber eine von Oberbürgermeister Ingo Meyer, der den symbolischen Schirm über die Veranstaltung halten will.
Wer in Hildesheim lebt, dürfte das alte Haus aus rotem Backstein in der Gartenstraße kennen. Es wurde 1880 errichtet. Überall im Reich schossen damals Herbergen für Wandergesellen auf der Walz aus dem Boden. Auch in Hildesheim gründete sich 1879 ein Herbergsverein, Baumeister Gustav Schwartz ließ ein Jahr später das schmucke Haus mit der eleganten Fassade bauen – von da an schlüpften hier Arbeiter auf der Durchreise unter, die vor dem „schädlichen Einfluss“ von Wirtshäusern ferngehalten werden sollten.
Wie früher üblich, wurde das Haus jenseits der der ehemaligen Stadtmauer und damit außerhalb Hildesheims errichtet. Aber die regen Bautätigkeiten in Hildesheim veränderten die räumliche Ordnung. „Heute stehen wir mitten im Stadtteil“, sagt Geschäftsführerin Knoop.
Geändert hat sich im Laufe der Jahre viel. Seien früher öfter die Polizei oder der Krankenwagen vorgefahren, habe sich der Ruf deutlich verbessert. Und auch der Kontakt zur Nachbarschaft sei anders als früher. „Wir gehören heute dazu“, sagt Knoop.
Von den Wandergesellen auf der Walz ist heute nicht mehr viel übrig. Die Herberge hat zwar noch einige „Schlafkojen“, die sie für solche Zwecke bereithält. Im Kern geht es aber darum, Wohnungslosen ein Quartier auf Zeit zu bieten. Der Bedarf ist enorm. „Seit vier Jahren sind wir komplett ausgebucht“, berichtet Knoop. Neben dem Haupthaus in der Gartenstraße mit zusammen 17 kleinen Wohnungen betreibt die Tochter der Diakonie Himmelsthür eine Außenstelle in der Drispenstedter Straße mit ebenfalls 17 Einzimmer-Appartements und einen Tagestreff. Daneben hat sie elf weitere Wohnungen im Stadtgebiet angemietet. „Alle sind belegt“, sagt Knoop. Das sei für die Herbere zur Heimat zwar wirtschaftlich gesehen „charmant“. Aber gleichzeitig zeige es die aktuellen Probleme der Gesellschaft auf.
Von denen wird sicher auch eine Ausstellung berichten, die die Herberge zur Feier im September auf die Beine stellen will. Auf mannshohen Plakaten und unter dem Oberthema „Zuhause“ sollten Bilder von Klienten gedruckt werden, die dann möglichst in der Sedanallee oder an einem anderen Ort für jedermann zu sehen sin sollen. Über QR-Codes sollen die Betrachter zu kurzen Filmen gelangen, die Einblicke in das Leben einzelner Klienten geben sollen. Dazu wird es ein Magazin mit ähnlichen Inhalten geben.
All das kostet rund 25 000 Euro, und an dieser Stelle hat sich der Lions Club Hildesheim-Marienburg eingeklinkt, der zusammen mit der Volksbank eine Crowdfunding-Aktion gestartet hat, um die Pläne zu realisieren. „Innerhalb der ersten Tage haben sich schon 27 Unterstützer gefunden“, freut sich Werner B. Wilmes vom Lions Club. Zusammen mit dem, was die Bank beisteuert, seien damit schon mehr als 8000 Euro zusammengekommen. Und wenn mehr Geld gespendet wird als für die Feier erforderlich ist? „Dann finden wir in der Gartenstraße bestimmt weitere sinnvolle Projekte, wo es gut aufgehoben ist“, sagt Wilmes.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Wohin mit den Geschenken?
Seit 140 Jahren wird in der Herberge zur Heimat mit wohnungslosen Menschen am Heiligabend gemeinsam gefeiert. Ganz familiär und besinnlich. Bei Kaffee und Keksen am Nachmittag, am Abend mit weihnachtlicher Musik, kleinen Geschenken und Kartoffelsalat und Würstchen. Der geschmückte Weihnachtsbaum leuchtet festlich.
Nun ist dieses Jahr alles anders. Die Pandemiesituation lässt es leider nicht zu, dass Klient*innen aus allen Wohnangeboten gemeinsam im Haus in der Gartenstraße 6 in Hildesheim an der schön gedeckten Tafel sitzen. Das Abendessen und die Geschenke werden dieses Jahr zu den Bewohner*innen in die Zimmer, Wohnungen und Apartments gebracht. Vielleicht findet sich für die Überbringer ja auch noch ein Weihnachtsmannkostüm – oder lieber ein Paar Engelflügel? So soll wenigstens ein bisschen Weihnachtsstimmung verbreitet werden.
Auch die gemeinsame Weihnachtsfeier unseres Tagestreffs „Lobby“ und der Ambulanten Wohnungslosenhilfe fällt dieses Jahr aus. Die Geschenke werden ohne Feier am 23. Dezember verteilt.
Wir dachten: ein wenig herumfahren zu unseren Besucher*innen, das ist schnell erledigt. Doch dann kam es ganz anders.
Die Robert- Bosch- Gesamtschule hat viele Päckchen und Taschen gepackt mit Süßigkeiten, Kaffee und Tee, Duschgel, Zahncreme und andere Dinge des täglichen Lebens, Socken und Mützen und vieles mehr! Für jede und jeden ist ein Päckchen dabei!
Die Marienschule bietet seit einigen Jahren im November den „Hildesheimer Wohlfühlmorgen“ an. Hier können Menschen, die nicht viel Geld haben, kommen und sich verwöhnen lassen: Frühstück & Mittagessen genießen, Frisör, Massage, Pediküre, Beratung, Musik hören u.v.m.
Die Schüler*innen, Lehrer*innen und auch Eltern wollten es in diesem Jahr nicht hinnehmen, dass der Wohlfühlmorgen ausfallen solle. So wurde gebacken, genäht, um Spenden gebeten, Gutscheine organisiert und vieles mehr.
Dank der Unterstützung der Bürgerstiftung Hildesheim bekommt jede*r Besucher*in der Lobby/ der Ambulanten Wohnungslosenhilfe noch einen Lebensmittelgutschein dazu.
Niemand hat die vielen Pakete und Tüten gezählt. Die Vinzenzpforte, der Gute Hirte, die Herberge zur Heimat und die Lobby haben die Geschenke in viele Autos gepackt, um sie an die entsprechenden Orte zu bringen.
Wir sind berührt von der Unterstützung der Hildesheimer*innen.
Wir alle sagen „Danke“, dass dieses ungewöhnliche Weihnachten zu einem ganz besonderen Weihnachtsfest für bedürftige Menschen in Hildesheim wird.
„Wir packen das gemeinsam“:
IKEA unterstützt Wohnungslose vor Ort
- Sachspenden an Behelfskrankenhaus und Wohnungslosen-Einrichtungen
- Im Fokus: Handtücher, Decken, Geschirr, Matratzen, Kühlschränke und Einrichtung für Isolierzimmer
Hannover, 21. April 2020
Mit dem Soforthilfe-Programm „Wir packen das gemeinsam – IKEA schnürt Hilfspakete vor Ort“ stellt IKEA deutschlandweit aus Anlass der Corona-Krise Sachspenden in Höhe von 1,5 Millionen Euro zur Verfügung.
So konnte IKEA Hannover Expo-Park an verschiedene Wohnungslosen-Einrichtungen der Diakonischen Werkstätten und des Caritasverbandes in Hannover Decken, Handtücher, Geschirr, Matratzen und Bettdecken übergeben. Für das Behelfskrankenhaus auf dem Messegelände in Hannover hat IKEA 66 Kühlschränke und diverse Körbe und Lampen gespendet.
„In Hildesheim haben wir zudem die Herberge zur Heimat und den Tagestreff Lobby gefördert“, berichtet Einrichtungshauschef Dietmar Weitze. „Hier werden ebenfalls Wohnungslose betreut, mit Möglichkeiten zum Duschen und Essen.“ Für die stationäre Einrichtung hat IKEA hier ein Isolierzimmer ausgestattet. „Die Einrichtungen leisten eine enorm wichtige Arbeit in diesen schwierigen Zeiten – das können wir gar nicht genug wertschätzen. Ich freue mich dass wir gerade jetzt helfen können, den Menschen ihren Alltag ein kleines bisschen besser zu machen“, sagt Dietmar Weitze.
Daniela Knoop Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat Himmelsthür berichtet.
„ Die Kollegen des Tagestreffs und unsere Bewohner waren überwältigt von der Spende.
Alles wurde eifrig ausgepackt und die Möbel für das Isolierzimmer aufgebaut. “
Das Soforthilfeprogramm von IKEA richtet sich insbesondere an Krankenhäuser, Not- und Gemeinschaftsunterkünfte, die aufgrund der aktuellen Situation zusätzlichen Bedarf haben. Konkret geht es dabei um IKEA Produkte wie beispielsweise Matratzen, Möbel, Aufbewahrung und Textilien für Behelfskrankenhäuser (zur nicht-medizinischen Verwendung) und Notunterkünfte sowie Spiel- und Bastelmaterial für Kinder in Gemeinschaftsunterkünften.
Auch in weiteren deutschen Städten gibt es bereits kleine Erfolgsgeschichten, wie Christiane Scharnagl, Sustainability Managerin IKEA Deutschland, berichtet: „So haben wir die neuen Räume einer Jugendwohngruppe komplett eingerichtet, damit diese für mögliche Verdachtsfälle vorbereitet ist. Zusätzliches Geschirr ging an ein Pflegeheim, Aufbewahrungsboxen an den Katastrophenschutz. Und einer Kindernotunterkunft konnten wir gerade mit kompletten Betten und Spielsachen helfen.“
Über den Ingka Konzern
Der Ingka Konzern (Ingka Holding B.V. und ihre kontrollierten Einheiten) ist einer von 11 unterschiedlichen Konzernen, der IKEA Verkaufskanäle unter dem Franchise-Abkommen mit Inter IKEA Systems B.V. besitzt. Der Ingka Konzern besteht aus drei Geschäftsbereichen: IKEA Retail, Ingka Investments und Ingka Centres. Er ist der weltweit größte Einrichtungseinzelhändler und betreibt 374 Einrichtungshäuser in 30 Ländern. Im Geschäftsjahr 2019 besuchten insgesamt 839 Millionen Menschen die IKEA Einrichtungshäuser und 2,6 Milliarden Menschen informierten sich auf unserer Website www.IKEA.com. Der Ingka Konzern betreibt Geschäfte mit der Vision, den vielen Menschen einen besseren Alltag zu schaffen, indem er formschöne, funktionsgerechte und qualitativ hochwertige Einrichtungsgegenstände zu Preisen anbietet, die so günstig sind, dass möglichst viele Menschen sie sich leisten können.
Über IKEA Deutschland
Seit 1974 ist IKEA in Deutschland vertreten, aktuell betreiben wir IKEA Einrichtungshäuser an 53 Standorten. In Deutschland beschäftigen wir rund 19.850 Mitarbeiter und gemeinsam arbeiten wir an der Umsetzung der IKEA Vision: „Den vielen Menschen einen besseren Alltag schaffen.“
Wärme gegen Not
Kein Mensch auf dieser Erde sollte frieren oder traurig sein.
Wärme gegen Not ist ein Projekt, welches 2014 von Petra Bremicker ins Leben gerufen wurde.
Handarbeitsbegeisterte Frauen und Männer haben es sich zur Aufgabe gemacht Mützen, Schals, Handschuhe, Socken und viele weitere Produkte von Hand herzustellen und an bedürftige Mitmenschen oder Einrichtungen weiter zu geben.
Am 30. Januar besuchte Gruppenmitglied Gino Caronna die Herberge zur Heimat und übergab im Auftrag von „Wärme gegen Not“ handgestrickte Socken.
Wie Sie Teil des Projektes werden oder dieses unterstützen können erfahren Sie hier: Wärme gegen Not
Alle Jahre wieder – und doch immer etwas Besonderes
Jedes Jahr feiert die Herberge zur Heimat das Weihnachtsfest. Gemeinsam mit Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen werden bereits zur Vorweihnachtszeit Räume dekoriert, Plätzchen gebacken und Ideen für die Feiertage gesammelt. Auch wenn das „Fest der Liebe“ bei vielen Menschen Erinnerungen an ein Leben vor der Wohnungslosigkeit weckt, gelingt es den Beteiligten jedes Jahr, gesellige Tage miteinander zu verbringen.
Zum Weihnachtsfest 2019 gab es am Heilig Abend ein leckeres Weihnachtsessen – Gänsekeulen mit Rotkohl und Kartoffeln. Von der Herberge gibt es für jede/n Bewohner/in eine kleine Überraschung – niemand geht leer aus; auch Besucher*innen die an diesem Tag dabei sind, nicht. Aber an diesem Weihnachtsfest gab es noch eine Besonderheit: Die Bewohner*innen konnten sich zusätzlich über Weihnachtsgeschenke, ermöglicht durch Spendengelder der BürgerStiftung, freuen. Mit Hilfe einer Weihnachtsliste, den persönlichen Wünschen und tüchtigen Helfern*innen wurden die verschiedensten Geschenke besorgt, eingepackt und unter den Weihnachtsbaum gelegt.
Alle haben sich sehr über die Unterstützung und die Geschenke der BürgerStiftung Hildesheim gefreut und sagen „Danke“.
Die Besucher*innen unseres Tagestreffs „Lobby“ und der Ambulanten Wohnungslosenhilfe der ZBS Niedersachsen haben sich über neue Schlafsäcke und Isomatten, sowie warme Bekleidung gefreut – ebenfalls unterstützt durch die BürgerStiftung Hildesheim.
Alina Hallen, Daniela Knoop
Tag der Nachbarn
Auch wenn es in unserer Zeit leider oft genug anders gelebt wird: Für die Herberge zur Heimat sind alle Menschen gleichwertig. In diesem Auftrag nehmen wir jede*n so, wie er/sie ist. Unabhängig von Geschlecht, Klasse oder Nationalität. Unser Arbeitsumgang geschieht deshalb auf Augenhöhe. Die Gefahr in ein Machtgefälle zu rutschen, wird in fachlichen Teamrunden stets reflektiert und professionell zu minimieren versucht.
Im Quartier präsent zu sein, ist uns diesbezüglich ein wichtiges Anliegen. Durch Projekte wie das „Gast.Haus“ versuchen wir Schwellenängste auf Seiten unserer Bewohner und der Anwohner des Quartiers abzubauen. Nicht wenige lernen in diesem Prozess, dass „Wohnungslosigkeit“ ein enormes Stigmata darstellt und sich dahinter stets Menschen befinden.
Nordstädter Erzählcafé: „Mittendrin statt nur am Rand…“
Das Nordstädter Erzählcafé thematisiert im November die Arbeit von Bahnhofsmission und Wohnungslosenhilfe in Nord- und Innenstadt.
Am Mittwoch, 28. November, findet von 15.30 bis 17.30 Uhr das monatliche Nordstädter Erzähl-Café in der Begegnungsstätte Treffer, Peiner Straße 6, statt. Das Leben am Rand der Gesellschaft ist hart – noch härter wird es im Winter. Umso wichtiger sind die Anlauf- und Beratungsstellen. Das Erzählcafé im November widmet sich denen, die mit diesen Menschen arbeiten, die aus welchen Gründen auch immer einen Lebensweg eingeschlagen haben, der sie vor viele Herausforderungen stellt. Mittendrin, statt nur am Rande – es erzählen aus ihrer jeweiligen Perspektive Laura Spies und Dennis Krastinat vom Tagestreff Lobby in der Hannoverschen Straße und Susanne Bräuer von der evangelischen Bahnhofsmission.
Das Kooperationsprojekt der Diakonie Himmelsthür und der Gemeinwesenarbeit Nordstadt.Mehr.Wert der Lebenshilfe findet an jedem letzten Mittwoch im Monat statt. Menschen und ihre Geschichten aus dem Stadtteil stehen hierbei im Mittelpunkt. Für Fragen dazu stehen Sabine Howind unter Telefon 05121 6041297 oder Frank Auracher, Telefon 05121 2816311 gerne zur Verfügung.
Quelle: Stadt Hildesheim
Mehr als ein Zuhause für Obdachlose!
Die Herberge zur Heimat Himmelsthür schafft mit dem Gast.Haus-Projekt ein neues Bindeglied zwischen „denen da drinnen und euch da draußen“
Von Daniela Knoop
Mit dieser Idee gewann die Herberge zur Heimat Himmelsthür im Januar 2015 eine Ausschreibung für Pilotprojekte der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zum Thema „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“. Sie wurde mit 14 weiteren Projekten aus 240 Bewerbungen ausgewählt.
Das Gast.Haus-Projekt | Projektbeschreibung
Im Rahmen des Projektaufrufes „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ werden Projekte gefördert, die Stadtentwicklung als Gemeinschaftsaufgabe verstehen. Die gemeinsame Verantwortung und das gemeinsame Schaffen stehen hierbei im Mittelpunkt. Stadtentwicklung heißt demnach, alle Akteure in die Planung und Durchführung zu Integrieren und allen Herausforderungen, die diese Zusammenarbeiten mit sich bringen, zu begegnen.
Bei der Stadtplanung geht es um die Frage, ob es angesichts sehr unterschiedlicher persönlicher und sozialer Voraussetzungen und sich ausdifferenzierender Lebensstile wieder ein gemeinsames Interesse gibt. Ziele des Beteiligungsprozesses sind zum einen die Stärkung des sozialen Zusammenhalts im Quartier und zum anderen die Übernahme der Verantwortung der Bürger für das eigene Umfeld. Hemmschwellen und Ängste sollen abgebaut werden.
Der erste Entwurf für das Projekt war schnell geschrieben und betitelt: „Gast. Haus – eine Herberge für Wohnungslose wird zum Treffpunkt im Quartier“. Recht schnell haben die Akteure festgestellt, dass damit der eine oder die andere verwirrt wurde. Es sollte weder ein Gasthaus werden, noch war es wahrscheinlich, dass in dem Haus ein klassischer Treffpunkt entsteht.
Die eigentliche Idee dahinter war, in einem Beteiligungsprozess – bestehend aus Bewohnern, Mitarbeitern und Nachbarn der Herberge – zu überlegen, was die Herberge als soziale Einrichtung mitten im Stadtteil für das Quartier tun kann:
- Wie kann sich die Herberge öffnen?
- Wie kann man Schwellenängste abbauen?
- Welche Angebote kann man für Nachbarn schaffen?
- Was können alle gemeinsam tun und erschaffen?
- Wie können sich alle auf Augenhöhe begegnen?
- Wie soll die Herberge zur Heimat verändert werden?
Das Gast.Haus-Projekt soll letztendlich nicht nur Nachbarn uns Gäste ins Haus locken, sondern die Bewohner sollen sich weiterhin im Haus und mit der neuen Situation wohl fühlen und alle gemeinsam sollen das Haus mit neuem Leben und einem neuen Geist füllen: Lesungen und Musik im Speiseraum oder im kleinen Hof, gemeinsam in der Werkstatt werkeln – gemeinsam leben und erleben.
Unter dem Slogan: Mehr als ein Zuhause für Obdachlose! Wir schaffen einen Ort als neues Bindeglied zwischen „denen da drinnen und euch da draußen“ startete das Projekt im April 2015. Die gewünschten und notwendigen Funktionen der Quartiers-Räume wurden im Beteiligungsprozess erarbeitet. Hier galt es, den Bewohnern der Herberge zur Heimat weiterhin ihren Raum und ihre Privatsphäre zu ermöglichen.
Das Projekt hat einen wesentlichen Grundstein für die Herberge zur Heimat gelegt, sich im Quartier zu etablieren und sich nach dem Trägerwechsel 2014 neu aufzustellen. Das Ende des Projektes war der Anfang einer neuen Idee: Sich für Nachbarn zu öffnen und sie ins Haus zu bitten. Gemeinsam etwas zu tun und im Haus gemeinsam Dinge zu entwickeln und umzusetzen – all das war von nun an ganz normal!
Umsetzung des Gast.Haus-Projektes
Das Projekt bestand aus vier großen Bausteinen, die durch einen intensiven Beteiligungsprozess miteinander verzahnt wurden und so nachhaltig in die Zukunft wirken sollten:
- Die räumliche Planung und Neugestaltung des Souterrains zur entsprechenden Nutzung für Wandergesellen auf der Walz und kranken Menschen, die auf der Straße leben – die Schlafkojen. Mit dem Angebot für die Wandergesellen wollen wir wieder ein wenig Tradition ins Haus holen, denn das Haus wurde 1879 – 1881 für Wandergesellen auf der Walz gebaut und ist erst seit Mitte der 1960er Jahre offiziell für wohnungslose Menschen.
- Die Herrichtung eines „Entrees“ mit neuer Eingangstür und neu gestaltetem Treppenhaus, das Menschen neugierig macht und in die Herberge einlädt. Durch die neue Eingangstür kommt der rote Backsteinbau, erbaut durch den Baumeister Gustav Schwartz nach der sog. Hannoverschen Schule, wieder gut zu Geltung.
- Die Öffnung des Hinterhofes durch den Austausch einer vorhandenen Tür gegen ein Tor, welches zum Hineinkommen einlädt. Die Werkstatt wurde vergrößert und der kleine Hinterhof verschönert. Geplant ist eine Mitmach.Werkstatt als „Raum für Begegnungen“.
- Derzeit wird an einem Veranstaltungskalender gearbeitet, um mit kleinen Aktionen Gäste in die Herberge einzuladen. Dies soll die Hemmschwelle, das Haus zu betreten, verringern.
Der Projektverlauf wurde durch Herbergsbewohner, Mitarbeiter, Nachbarn und weitere Akteure im Stadtteil sowie Studenten der Hochschulen. Hierzu sind unterschiedliche Formate entwickelt worden. Mit Unterstützung des Büros für Soziale Architektur „alberts.architekten“ aus Bielefeld-Sennestadt wurde die interne Struktur für diesen Prozess erarbeitet und die Umsetzung diskutiert und geplant.
Auf einer Kick-off-Veranstaltung sind alle Gäste über die Projektidee informiert worden: Was ist die Herberge zur Heimat? Was macht sie so interessant? Und was kann man noch verändern und weiterentwickeln?
Die Ideenwerkstatt mündete in dem regelmäßig stattfindenden „Baumeisterfrühstück“.
Während des gesamten Projektverlaufs erhielt die Einrichtung Unterstützung durch die alberts.architekten, den Profis im Bereich Partizipation. Jedoch war das Thema Partizipation in einer Wohnungsloseneinrichtung auch für sie neu und so lernten alle Akteure gemeinsam voneinander. Beginnend mit ersten Diskussionen und Ideensammlungen in Form eines World-Cafés über erste gemeinsame Bauaktionen bis hin zum Möbelaufbauen mündete die Zusammenarbeit in ein Abschlussfest im Oktober 2017.
Außerhalb dieser öffentlichen Veranstaltungen haben Mitarbeiter und Bewohner gemeinsam mit externen Helfern, Handwerkern und Handwerksfirmen die Ideen umgesetzt. Die Berufsschüler der Abteilungen Zimmermänner haben gemeinsam mit uns die neue Wand für die Werkstatt errichtet.
Die große Herausforderung: Der Beteiligungsprozess
Ohne die stetige Zusammenarbeit der Bewohner, der Mitarbeiter und Nachbarn hätte dieses Projekt nicht realisiert werden können. Auch der Wechsel der Bewohner in der Herberge zur Heimat barg ein Risiko. Bewohner, die sich heute mit Freude beteiligen, könnten morgen schon wieder woanders sein. Es war nicht garantiert, dass die nächsten Bewohner ebenso begeistert sind und Lust zum Mitmachen haben.
Eine weitere Herausforderung lag darin, die Mitarbeitenden von dem Projekt zu begeistern.
Einige Kolleg*innen wollten das Projekt tatkräftig unterstützen, andere mussten den laufenden Betrieb aufrecht erhalten und die Veränderungen im Alltag begleiten. Handwerksfirmen und Interessierte, die gemeinsam mit uns unsere Ideen in die Tat umsetzen wollten, fanden sich schnell. Zeitweise wechselten die Besucher bei unseren Baumeisterfrühstücken. Ein großer Teil war regelmäßig dabei, aber es gab auch immer neue neugierige Menschen, de ins Haus gekommen sind. Eine große Herausforderung lag somit darin, alle Akteure immer auf den gleichen Stand zu bringen. Das Gast.Haus-Projekt war ein Pilotprojekt. Ob die Idee der Beteiligung funktioniert, war am Anfang nicht absehbar. Aber die Zeit hat gezeigt: Partizipation funktioniert!
Die Zeit nach dem Projekt
Im Januar 2018 ist das Projekt erfolgreich beendet worden. Staub und Dreck gehörten von nun an der Vergangenheit an. Das Projekt dauerte etwa 2 1/2 Jahre , die Umbauphase betrug rund 1 1/2 Jahre,
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Entree ist nun sehr einladend. Die Schlafkojen werden für kranke Menschen von der Straße genutzt. Zusätzlich ist eine Zusammenarbeit mit dem Medimobil geplant. Das Gast.Haus hofft im Frühjahr auf die ersten Wandergesellen. Mit den Wandergesellen soll wieder ein kleines Stück Tradition ins Haus geholt werden. Die Werkstatt bekommt den letzten Schliff und auch diese soll ab Frühjahr 2018 mit Leben gefüllt werden. Nachbarn können die Werkstatt nutzen: zum Werkeln für Holzarbeiten, Fahrradreparaturen etc. Bewohner und ehrenamtliche Helfer bieten dazu ihre Unterstützung an. Hier soll ein Raum für Begegnungen entstehen.
In 2018 wird es Lesungen von Autoren geben. Eine Kooperation mit kleinen Buchhandlungen in Hildesheim wird angestrebt.
Eine Werkstatt als Ort der Begegnung
Projekt Gast.Haus der Herberge zur Heimat feiert seinen Abschluss / Mitmach.Werkstatt soll in Zukunft für die Nachbarschaft öffnen
Von Julia Dittrich
Hildesheim. Vor einiger Zeit sei er einfach „abgerutscht“, erzählt Daniel Satzky. Er konnte die Miete seiner Wohnung in Hannover nicht mehr bezahlen, wurde obdachlos. Bei einer Freundin konnte er nur für kurze Zeit bleiben. Dann erfuhr er durch die Wohnungslosenhilfe von der Herberge zur Heimat in Hildesheim und fand dort ein Zuhause auf Zeit.
An der Gartenstraße und an der Drispenstedter Straße bietet die Herberge zur Heimat, eine Unternehmenstochter der Diakonie Himmelsthür, 29 Zimmer an. Seit einem Jahr wohnt Satzky nun wieder in einer eigenen Wohnung. Zur Abschlussfeier des Projektes „Gast.Haus“ ist er aber wieder zurückgekommen. Schließlich hat er, wie viele andere Bewohner, bei dem großen Umbau-Projekt mit angepackt.
2015 bekam Daniela Knoop, Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat, einen Brief vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Herberge zur Heimat hatte sich bei einer Projektausschreibung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zum Thema Quartiersentwicklung beworben. Das Projekt „Gast.Haus“ konnte überzeugen und setzte sich mit 13 weiteren Projektideen gegenüber 240 Mitbewerber durch. „Als ich die Zusage gelesen habe, habe ich mich erst einmal erschrocken“, erinnert sich Knoop heute mit einem Lachen. „Ich wusste, dass da viel Arbeit auf uns zukommt.“ Trotzdem sei das Projekt „einfach großartig“ gelaufen. 100 000 Euro erhielt die Herberge zur Heimat für die Idee, ihr Haus im Rahmen eines Umbau-Projekts für die Nachbarschaft zu öffnen. Noch einmal so viel investierte das Unternehmen selbst in das Projekt.
Zunächst standen die Mitarbeitenden vor der Herausforderung, die Nachbarschaft für die Idee zu begeistern. Bei einem Tag der offenen Tür stellten sie das Projekt vor. Einer der damaligen Besucher ist Ingo Lübben. „Dieses alte Gebäude ist mit schon vorher aufgefallen und hat mich fasziniert“, erinnert er sich. „Ich habe mich schon lange gefragt, was sich wohl dahinter verbirgt.“ So brachte ihn seine Neugier zum Tag der offenen Tür. „Als ich dann gehört habe, dass es was zu tun gibt, bin ich wiedergekommen.“ Er besuchte regelmäßig die „Baumeisterfrühstücke“, die trotz ihres Namens um 17 Uhr stattfanden. Bewohner, Mitarbeiter und Nachbarn tauschten bei diesen Treffen Ideen aus und planten, mit der Unterstützung eines Büros für soziale Architektur aus Bielefeld-Sennestadt, die Umbaumaßnahmen. Und auch als es schließlich an die praktischen Arbeiten ging, war Lübben dabei. Als Berufsschullehrer, der Zimmerer ausbildet, brachte er nicht nur sein Know-How, sondern auch seine Schüler mit in die Herberge zur Heimat. An zwei Tagen bauten sie eine hölzerne Trennwand, die einen neuen Werkstattraum begrenzt.
Für seine Schüler könnte das Haus in Zukunft noch interessanter werden: Gegründet wurde die Herberge zur Heimat nämlich einst, um Wandergesellen eine günstige Unterkunft zu bieten. „Wir wollen ein wenig zurück zu unserer Tradition“, erklärt Daniela Knoop. So entstanden beim Umbau drei neue Schlafkojen, in denen Wandergesellen in Zukunft kostenfrei übernachten können. Auch Wohnungslose, die erkranken und für kurze Zeit eine Schlafmöglichkeit brauchen, dürfen die Kojen benutzen. Nebenbei standen viele Verschönerungsmaßnahmen auf dem Programm. „Wir haben unseren Bewohnern viel zu verdanken“, erklärt Knoop. Viele hätten eine handwerkliche Ausbildung und mitgeholfen, wo sie nur konnten.
Auch bei der zweiten großen Baustelle des Projektes, der Erweiterung der Werkstatt, waren viele helfende Hände gefragt. In den Gesprächen mit der Nachbarschaft stellte sich heraus, dass viele eine Möglichkeit zum Werkeln und für Reparaturarbeiten vermissen. Gemeinsam wurde die bestehende kleine Werkstatt des Hauses vergrößert. In Zukunft soll die Mitmach-Werkstatt für die Menschen der Nachbarschaft öffnen. Außerdem werden zwei Bewohner des Hauses einmal in der Woche die Fahrradwerkstatt öffnen und Besucher kostenfrei unterstützen. Trotzdem werden noch weitere ehrenamtliche Helfer gesucht, die ihr handwerkliches Können weitergeben möchten.
Pastor Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür, nutzte das Abschlussfest, um sich die Umbauten anzuschauen und lobte das Projekt. „Die Herberge zur Heimat ist genau das geworden, was man sich wünscht: ein Ort, der soziale Begegnungen ermöglicht.“
Quelle: miteinander.leben
Ort der Begegnung
Projekt „Gast.Haus“ der Herberge zur Heimat feiert seinen Abschluss
Hildesheim. Vor einiger Zeit sei er einfach „abgerutscht“, erzählt Daniel Satzky. Er konnte die Miete seiner Wohnung in Hannover nicht mehr bezahlen, wurde obdachlos. Bei einer Freundin konnte er nur für kurze Zeit bleiben. Dann erfuhr er durch die Wohnungslosenhilfe von der Herberge zur Heimat in Hildesheim und fand dort ein Zuhause auf Zeit.
An der Gartenstraße und an der Drispenstedter Straße bietet die Herberge zur Heimat, eine Unternehmenstochter der Diakonie Himmelsthür, 29 Zimmer an. Seit einem Jahr wohnt Satzky nun wieder in einer eigenen Wohnung. Zur Abschlussfeier des Projektes „Gast.Haus“ ist er aber wieder zurückgekommen. Schließlich hat er, wie viele andere Bewohner, bei dem großen Umbau-Projekt mit angepackt.
2015 bekam Daniela Knoop, Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat, einen Brief vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Herberge zur Heimat hatte sich bei einer Projektausschreibung der Nationalen Stadtentwicklungspolitik zum Thema Quartiersentwicklung beworben. Das Projekt „Gast.Haus“ konnte überzeugen und setzte sich mit 13 weiteren Projektideen gegenüber 240 Mitbewerber durch. „Als ich die Zusage gelesen habe, habe ich mich erst einmal erschrocken“, erinnert sich Knoop heute mit einem Lachen. „Ich wusste, dass da viel Arbeit auf uns zukommt.“ Trotzdem sei das Projekt „einfach großartig“ gelaufen. 100 000 Euro erhielt die Herberge zur Heimat für die Idee, ihr Haus im Rahmen eines Umbau-Projekts für die Nachbarschaft zu öffnen. Noch einmal so viel investierte das Unternehmen selbst in das Projekt.
Zunächst standen die Mitarbeitenden vor der Herausforderung, die Nachbarschaft für die Idee zu begeistern. Bei einem Tag der offenen Tür stellten sie das Projekt vor. Einer der damaligen Besucher ist Ingo Lübben. „Dieses alte Gebäude ist mit schon vorher aufgefallen und hat mich fasziniert“, erinnert er sich. „Ich habe mich schon lange gefragt, was sich wohl dahinter verbirgt.“ So brachte ihn seine Neugier zum Tag der offenen Tür. „Als ich dann gehört habe, dass es was zu tun gibt, bin ich wiedergekommen.“ Er besuchte regelmäßig die „Baumeisterfrühstücke“, die trotz ihres Namens um 17 Uhr stattfanden. Bewohner, Mitarbeiter und Nachbarn tauschten bei diesen Treffen Ideen aus und planten, mit der Unterstützung eines Büros für soziale Architektur aus Bielefeld-Sennestadt, die Umbaumaßnahmen. Und auch als es schließlich an die praktischen Arbeiten ging, war Lübben dabei. Als Berufsschullehrer, der Zimmerer ausbildet, brachte er nicht nur sein Know-How, sondern auch seine Schüler mit in die Herberge zur Heimat. An zwei Tagen bauten sie eine hölzerne Trennwand, die einen neuen Werkstattraum begrenzt.
Für seine Schüler könnte das Haus in Zukunft noch interessanter werden: Gegründet wurde die Herberge zur Heimat nämlich einst, um Wandergesellen eine günstige Unterkunft zu bieten. „Wir wollen ein wenig zurück zu unserer Tradition“, erklärt Daniela Knoop. So entstanden beim Umbau drei neue Schlafkojen, in denen Wandergesellen in Zukunft kostenfrei übernachten können. Auch Wohnungslose, die erkranken und für kurze Zeit eine Schlafmöglichkeit brauchen, dürfen die Kojen benutzen. Nebenbei standen viele Verschönerungsmaßnahmen auf dem Programm. „Wir haben unseren Bewohnern viel zu verdanken“, erklärt Knoop. Viele hätten eine handwerkliche Ausbildung und mitgeholfen, wo sie nur konnten.
Auch bei der zweiten großen Baustelle des Projektes, der Erweiterung der Werkstatt, waren viele helfende Hände gefragt. In den Gesprächen mit der Nachbarschaft stellte sich heraus, dass viele eine Möglichkeit zum Werkeln und für Reparaturarbeiten vermissen. Gemeinsam wurde die bestehende kleine Werkstatt des Hauses vergrößert. In Zukunft soll die Mitmach-Werkstatt für die Menschen der Nachbarschaft öffnen. Außerdem werden zwei Bewohner des Hauses einmal in der Woche die Fahrradwerkstatt öffnen und Besucher kostenfrei unterstützen. Trotzdem werden noch weitere ehrenamtliche Helfer gesucht, die ihr handwerkliches Können weitergeben möchten.
Pastor Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür, nutzte das Abschlussfest, um sich die Umbauten anzuschauen und lobte das Projekt. „Die Herberge zur Heimat ist genau das geworden, was man sich wünscht: ein Ort, der soziale Begegnungen ermöglicht.“
Quelle: Leine-Deister-Zeitung
Das weiße Haus ist jetzt gelb
Erste Bewohner des Gebäudes der Herberge zur Heimat bekommen symbolischen Schlüssel
Hildesheim. Peter Krüger ist gelernter Koch. Und auch wenn er seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, so kocht er immer noch mit LEidenschaft. JEtzt kann er das wieder jeden Tag tun, denn in seinem kleinen Appartement im „Weißen Haus“ gibt es auch eine Kücheneinheit mit Zwei-Platten-Herd und Spüle. Peter Krüger fühlt sich wohl in seiner Unterkunft, findet die ganze Einrichtung prima und hat wieder Hoffnung auf einen Neuanfang.
Er gehört zu den ersten BEwohnern des frisch sanierten, renovierten und gerade neu eröffneten Weißen Hauses in der Drispenstedter Straße, das seit 40 Jahren zur Herberge zur Heimat gehört. Im Gegensatz zur Unterkunft in der Gartenstraße ist hier die Betreuung weniger eng.
Zwar steht im nahen Büro jeden Vormittag ein Ansprechpartner zur Verfügung, um zum Beispiel beim Umgang mit Behörden zu helfen. Aber wer hier wohnt, bereitet sich auf die Rückkehr in ein selbstständiges Leben vor.
Die Räume waren allerdings zuketzt deutlich abgewohnt, die Zimmer sehr einfach und es gab Gemeinschaftsduschen auf dem Flur. Die Herberge zur Heimat, seit 2014 Tochtergesellschaft der Diakonie Himmelsthür, entschied sich daher für eine Komplettsanierung. Auch deshalb, weil aus der Übergangslösung für manche Bewohner ein Zuhause für lange Zeit werden kann, denn ehemalige Wohnungslose finden auf dem ersten Wohnungsmarkt kaum noch eine preiswerte Unterkunft. Das Problem der Wohnungslosigkeit nehme zu, sagte Sozilderernent Malte Spitzer bei der Neueröffnung. Umso mehr begrüße die Stadt das Angebot in der Drispenstedter Straße.
Seit Sepember 2016 seien 789 000 Euro in das Gebäude investiert worden, erklären die Geschäftsführer Daniela Knoop und Timo Rittgerodt. Entstanden sind 17 kleine Apartements, eines davon berrierefrei. Sie sind schlicht und funktional eingerichtet. Jede Wohneinheit verfügt über ein eigenes Bad mit Dusche und eine Pantry-Küche. Letztere konnten dank einer Zuwendung des Rotary-Clubs-Hildesheim-Rosenstock angeschafft werden. Der spendete nicht nur 22 000 Euro, die Mitglieder packten zu Beginn des Umbaus auch selbst mit an. Seit der Renovierung ist das „Weiße Haus“ nicht mehr weiß, sondern in einem frischen Gelb gestichen. Den Namen solle das Gebäude aber behalten, sagte Ulrich Stoebe, Direktor der Diakonie Himmelsthür, bei der Neuerlffnung. Den hätten sich die Bewohner selber überlegt und dabei nicht nur an die Fassadenfarbe gedacht. Schließlich sei das Weiße Haus in Washington Sitz des mächtigsten Mannes der Welt, während die ehemaligen Wohnungslosen sich oft als ohnmächtig und ausgeliefert empfänden. So könnte der Name als Hinweis verstanden werden: „Seht her! Uns gibt es auch.“
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Herberge wird zum Gast.Haus im Quartier
Herberge zur Heimat öffnet sich mit Hobby-Werkstatt und Schlafkojen für die Nachbarschaft und bindet beim Baumeisterfrühstück alle mit ein
Hildesheim. Ein Haus verändert und öffnet sich, und viele machen mit: In der Herberge zur Heimat in der Gartenstraße wird diskutiert, geplant, gestrichen und geschraubt. Die Unterkunft für Wohnungslose soll schöner werden und gleichzeitig offener für die Nachbarn im Quartier. Vieles ist schon geschafft, einige Arbeit steht noch an. Um einen weiteren Schritt voranzukommen hat die Herberge gerade ihr fünftes Baumeisterfrühstück veranstaltet – eine Kombination aus Arbeitseinsatz und Grillabend.
Vor zwei Jahren gehörte die Herberge zur Heimat im Wettbewerb „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit ihrer Idee „Gast.Haus“ zu 15 ausgewählten Projekten unter 240 Bewerbern. Das bedeutet eine Förderung von rund 100 000 Euro für die Umsetzung, noch einmal die gleiche Summe bringt die Herberge zur Heimat Himmelsthür gGmbH als Träger selbst auf.
Danach sei erst einmal ganz viel geplant und überlegt worden, erzählt Leiterin Daniela Knoop: „Und nach der ersten Ideenwerkstatt das meiste wieder umgeworfen. So ist das eben bei einem Beteiligungsprozess.“ Denn was sich in der Herberge zur Heimat verändert, sollen alle gemeinsam entscheiden, Bewohner, Mitarbeitende und Nachbarschaft. Schließlich soll das Haus auch für alle da sein.
Inzwischen ist einiges verwirklicht. Im in die Jahre gekommenen Untergeschoss wurden Toilette und Dusche saniert und es sind drei kleine, frisch renovierte Schlafräume entstanden. In den „Schlafkojen“ finden Wohnungslose, die auf der Straße leben, kurzfristig ein Dach über dem Kopf, wenn sie krank werden. Auch Handwerksgesellen auf der Walz können hier kostenlos übernachten, womit das Haus an seine Geschichte anknüpft.
Die neue Haustür und die neuen Etagentüren sind fertig und warten auf ihren Einbau, außerdem gibt es Etagentelefone und W-LAN für die Bewohner. Malermeister Stephan Sättele hat Farbe mitgebracht und streicht mit HelferInnen Proben an die Wände im Treppenhaus. Die Gemeinschaftsplaner haben sich für kräftige Akzente an den Stirnseiten entschieden, Lila, Rosa, Hellgrün – nun wird sich zeigen, ob die Farben an der Wand so wirken wie gewünscht.
Im Hinterhof entsteht ein Kernstück der Veränderung: Der Aufenthaltsraum für Raucher wird verkleinert, damit die Mitmach-Werkstatt wachsen kann. Hier sind in Zukunft auch Nachbarn willkommen, die ihr Fahrrad reparieren oder ein Möbelstück aufarbeiten wollen, und denen es zu Hause an Werkzeug und Platz fehlt. Die Zwischenwand wird im skandinavischen Stil mit dunkelroten Latten dekorativ verkleidet. Viele Hände packen mit an und bringen ein Brett nach dem anderen in Position, Handwerker sind dabei, Bewohner, Praktikanten, Studenten.
Ingo Lübben zum Beispiel, als Zimmermann an einer Berufsschule tätig, hatte sich als Nachbar für das historische Gebäude interessiert – und wurde prompt in das Gemeinschaftsprojekt eingebunden. Marvin Ahlburg ist Masterstudent der Sozialen Arbeit und hat mit einer Gruppe bei den Nachbarn herumgefragt, was am meisten gebraucht wird, und wann die Werkstatt geöffnet sein sollte. Jetzt heißt es wieder Planen: welches Werkzeug müssen wir bereitstellen? Wie gewährleistet man Sicherheit im Umgang mit Säge und Bohrmaschine?
Einige der Bewohner haben handwerkliche Fähigkeiten, die beim Umbau mal wieder zum Einsatz kommen können. Über praktische Mithilfe sei mancher eben leichter einzubinden als mit sozialpädagogischen Gesprächen, weiß Marc Wübbenhorst vom Architekturbüro alberts.architekten, das die Arbeiten begleitet. Das Büro moderiere häufig Beteiligungsprozesse, so Marc Wübbenhorst, „aber diese Form der Partizipation und Öffnung ist etwas Besonderes. Es hilft dabei, Wohnungslose aus der Unsichtbarkeit zu holen.“
Die Herberge zur Heimat Himmelsthür ist eine Tochter der Diakonie Himmelsthür und seit 2014 Träger der Unterkunft. In der Gartenstraße gibt es einen Tagestreff, außerdem wohnen hier 20 Männer, die im Schnitt zwei Jahre bleiben, ehe sie in eigene Wohnungen umziehen. Neun weitere Zimmer stehen in Drispenstedt zur Verfügung, in weiteren Wohnungen wird ambulante Betreuung angeboten.
Text: Wiebke Barth (Kultur & Kommunikation, Am Ratsbauhof 1c, 31134 Hildesheim)
Klagen wegen akuter Wohnungsnot: GBG-Chef hält Kritik für überzogen
Zu wenig bezahlbare Wohnungen: Vertreter aus dem Sozialbereich fordern mehr Einsatz der Stadt und der Baugesellschaften
Hildesheim. Wohlfahrsverbände und Sozialeinrichtungen schlagen Alarm: In Hildesheim fehle es zusehens an bezahlbarem Wohnraum für Geringverdiener, Leistungsbezieher und Äktere. Die Lage sei inzwischen ähnlich angespannt wie in anderen, noch größeren Städten. Der Vorwurf: Die Stadtverwaltung habe sich seit der Auflösung des Amts für Wohnungswesen vor gut zehn Jahren immer weiter aus der Verantwortung gestohlen, es fehle eine Steuerung de Wohnungsmarkts und Investiitonen in den sozialen Wohnungsbau. Neubauten im Stadtbereich würden nur noch nach dem Prinzip „Reich baut für Reich“ entstehen, klagt Volker Spieth, Geschäftsführer des Mietervereins. Von den angesichts der alternden Gesellschaft drigend benötigten barierefreien Wohnungen gebe es viel zu weniger – und die, die auf den Markt kämen, seien für die meisten schicht unerschwinglich, so Spiths ernüchternde Bilanz. Auch die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften, wie KWG und GBG machten da keine Ausnahme. „Nur wer vorher Eigentum hatte und es verkauft hat, kann sich dann die Miete leisten.“ Frau S. ist eine aus der Gruppe der Älteren, die lange suchen musste, bis sie eine Wohnung fand. Sie möchte nicht mit vollem NAmen in der Zeitung stehen, erzählt aber gerne, wie es ihr ergangen ist, um auf die Lage in der Staft aufmerksam zu machen. Acht Monate lang war S. vergeblich unterwegs, um für sich eine Bleibe zu finden, da ihr Mann ins Altenheim gekommen war. Letztendlich wählte sie einen Kompromiss: Eine Wohnung, die nicht per Fahrstuhl zu erreichen ist und ein schmales Bad hat, in das sie mit einem Rollstuhl nicht hinein passen würde. Barrierefreiheit konnte sich die 79-jährige nicht leisten – nun hofft sie, dass sie noch möglichst lange fit bleibt.
Wer sich in der Stadt umhört, der stellt fest: Die Wohnungs- und Häuserknappheit trifft nicht nur die finanziell Schwächeren, auch Gutverdiener finden kaum Immobilien – immer mehr Familien, die gerne aus der zu klein gewordenen Wohnung aus- und in ein eigenes Haus ziehen würden, verzweifeln langsam am geschrumpften Markt.
Doch deutlich gravierendere Folgen als für die Möchtegern-Käufer heimeligen Eigentums hat die angespannte Lage in der Stadt auf soziale Einrichtungen wie das Frauenhaus.Weil Bewohnerinnen wie Stephanie L. deutlich länger als Klientinnen früher nach Wohnungen suchen müssen, bevor sie aus der Schutzunterkunft ausziehen können, kann der Träherverein weniger neue Frauen aufnehmen. „Wir haben nur acht Zimmer,“ sagt Mitarbeiterin Andrea Dittrich, „und die sind ständig beglegt.“ Von Frauen wie Stephanie L., die vor Gewalt geflohen ist und Zuflucht fand. Nun traut sie sich gar nicht recht, sich zu freuen, obwohl sie am Morgen tatsächlich einen Mietvertrag für eine eigene Wohnung zugeschickt bekommen hat – schon zwei Mal hatte sie Verträge in der Hand, nur um kurz darauf zu hören zu bekommen: Tut uns leid, wir können Ihnen die Wohnung doch nicht geben.
Neun Monate war sie in Hameln, Hanniver und Hildesheim auf der Suche nach einer 50 bis 60 Quadratmeter großen Unterkunft für Ihre Tochter und sich. 30 Wohnungen hat sie sich angesehen, sich drei Mal täglich durch die wichtigsten Onlineportale geklickt. Immer mehr Unterlagen verlangten die Eigentümer vorab, bevor man auch nur in die Nähe der Wohnung kommen könne: Pass-Kopie, Schufa-Auskunft, vorherige Mietanschriften.
L. hat davon gehört, dass in Hannover bereits ein illegaler Makler-Markt entstanden sein soll: Unter der Hand vermitteln die Kontaktleute Wohnungen und kassieren dafür mitunter 1.500 Euro.
Dass es inzwischen sogar in Hildesheim eine Art Wohnungs-Schwarzmarkt gibt, berichtet auch ein irakischer Flüchtling, den Daoud Naso vom Verein Asyl e.V. betreut. 800 Euro habe er an einen Hildesheimer bezahlt, um nach vergeblicher Suche an eine Wohnung zu kommen. Seine Familie komme bald nach Deutschland, „ich wollte nicht riskieren, dass wir alle auf der Straße sitzen“, übersetzt Naso. Er berichtet zwar auch von positiven Beispielen, zahlreiche EIgentümer hätten sich geziekt an den Verein gewandt, um ihre Wohnungen an Geflüchtete zu vermieten. Doch insgesamt sei die Lage inzwischen angespannt, es sei immer wieriger, bezahlbare Wohnungen zu finden. Rouven Aschemann kann da nur mit dem Kopf nicken. Er arbeitet für die ambulante Wohnungslosenhilfe. „Offensichtich sstreiten sich in Hildesheim immer mehr Menschen um dieselben Wohnungen – unsere Klienten fallen dabei dann hinten runter.“ Wer die Wahl hat, entscheidet sich nicht unbedingt als erstes für jemanden, der vielleicht Alkohol-, Gewalt- oder andere Probleme hatte. Dabei wäre es besonders wichtig, so Aschemann, dass genau diese Personen eine feste Bleibe als Basis für einen Neustart bekämen.
Wie auch im Frauenhaus sind die Plätze der von ihm betreuten Unterkunft im Langen Garten länger belegt, für neue Hilfsbedürftige wird seltener etwas frei.
Die Kreisarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände und die Arbeitsgemeinschaft Sozialberatung fordern nun ein ekative Rolle der Stadt, um der Entwicklung zu begegnen.
Daniela Knoop, Leiterin der Unterkunft „Herberge zur Heimat“ berichtet unterdessen von zahlreichen Anrufen, die sie derzeit bekomme, weil in Drispenstadt gerade eine zweite Unterkunft mit 17 Wohnung ausgebaut werde, die bald fertig sei. „Die Leute lesen auf dem Bauschild, dass dort Wohnungen entstehen und wollen unbedingt eine haben“, sagt sie und fügt fast ungläubig hinzu: „Es sind viele Anrufer dabei, die sind gar nicht obdachlos, die finden aber wohl einfach keine Wohnung.“ Der Geschäftsfüher der Gemeinnützigen Baugesellschaft GBG, Jens Mahnken, hat nur sehr begrenztes Verständnis für die Klagen der Sozial- und Wohlfahrteinrichtungen.
Ja, räumt er ein, die Nachfrage nach Wohnraum sei gestiegen, das Angebot etwas gesunken, wodurch die Preise insgesamt auch nur leicht angezogen hätten. Doch die Vorwürfe, man vernachlässige die finanziell Schwächeren, weist er entschieden zurück. „Wenn man unseren gesamten Bestand betrachtet, verlagt die GBG eine Durchschnittsmiete von 5,27 Euro pro Quadratmeter. Das ist kein Luxusleben.“ Er verweist auf das GBG-Engagemtn in Drispenstedt, wo in 1.800 Wohnungen der Durchschnitt sogar bei unter 5 Euro liege.
„Wir brauchen in Hildesheim eine gute Mischung aus günstigerem und gehobenen Wohnraum“, sagt Mahnken. Er sieht kein dramatisches Ungleichgewicht. „Hildesheim“, so der GBG-Chef „gehört immer noch zu den günstigsten Städten Deutschlands.“
Quelle: Kehrwieder am Sonntag
Wohnung verzweifelt gesucht
Hildesheimer Arbeitskreis Sozialberatung schlägt Alarm: Für einige Bevölkerungsgruppen ist die Suche nach einer Bleibe fast aussichtlos
Hildesheim – Einige Bevölkerungsgruppen haben in Hildesheim kaum noch eine Chance, eine eigene Wohnung zu finden – das ist die Erfahrung des Arbeitskreises Sozialberatung, in dem rund 15 Beratungsstellen zusammengeschlossen sind. Der Arbeitskreis schlägt Alarm: Wer einmal im Frauenhaus, im Pbdachlosenheim am Langen Garten, in der Herberge zur Heimat oder ähnlichen Einrichtungen Unterschlupf fand, steht mittlerweile fast vor unüberwindbaren Hürden, wenn er zurück in den normalen Wohnungsmarkt will. Die Themse: Es gibt zu wenig Sozialwohnungen – und meist muss ein Bewerber schon im Vorfeld online die Hosen herunterlassen, alles offenlegen. So kommt es oft gar nicht zum persönlichen Kontakt mit einem Vermieter. Mittlerweile hat sich schon ein illegaler Makler-Schwarzmerkt entwickelt: Nur wer unter dem Tisch einen Tausender zahlt, hat manchmal noch die Chance, im Rennen um eine Wohnung nicht den Anschluss zu verlieren.
Das droht indes auch immer mehr Senioren, die nur eine durchschnittliche Rente bekommen. Zwar boomen gerade Wohnprojekte wie die barrierefreien Argentum-Anlagen der Kreiswohnbau. „Doch die können sich die meisten Rentner gar nicht leisten“, gibt Volker Spieth vom Mieterverein zu bedenken. Bei einem Pressegespräch berichteten auf Einladung des Arbeitskreises mehrere Betroffene von ihrer zermürbenden Wohnungssuche. Alle möchten ihren Namen nicht nennen – aus Angst vor weiteren Nachteilen im Kampf um eine Wohnung.
Da ist zum Beispiel die 79-Jährige, die seit acht Monaten eine barrierefreie Wohnung suchte. „Fast alle waren für mich unbezahlbar“, sagt die Frau, „schließlich will ich nicht nur wohnen, sondern auch noch ein bisschen leben.“
Nun hat sie eine Wohnung gefunden, allerdings keine, in der si egelassen altern kann. Die Räume liegen im ersten Stock, das Bad ist eng, einen Fahrstuhl gibt es nicht. Dann ist da die 69-Jährige, die schon seit einem Jahr im Frauenhaus wohnt und von dort aus versucht, wieder in eine eigene Wohnung umzuziehen. Viele Vermieter hätten unverhohlen abgewinkt, als sie ihr Alter nannte, berichtet sie: Dann komme sie ja wohl nicht mehr auf Dauer als Mieterin infrage. Die meisten Vermieter hätten gar nicht geantwortet.
Das schlimmste Stigma be der Wohnungssuche ist, wenn keine Adresse im Ausweis steht, weiß das Team der Ambulanten Wohnungslosenhilfe. Das stellt bis zu 200 Postadressen zur Verfühung, damit Obdachlose überhaupt den Schriftverkehr mit Vermietern führen können. Notunterkünfte, die als Übergangelösung gedacht sind, werden für viele Bewohner notgedrungen zum Dauerzustand: „Die kommen da einfach nicht wieder raus“, sagt Rouven Aschemann von der Wohnungslosenhilfe. Das gilt zum Beispiel für die acht Wohnungen, die der Verein Kwabsos für Haftentlassene bereithält. Früher wohnten diese dort ein halbes JAhr, heute meist über zwei Jahre.
Die Lage wird noch durch Bürokratie verschimmert. So darf die Herberge zur Heimat nur Obdachlose von außerhalb aufnehmen, keine „echten“ Hildesheimer. Die müssen in eine andere Stadt.
Herberge wird zum Gast.Haus im Quartier
Herberge zur Heimat öffnet sich mit Hobby-Werkstatt und Schlafkojen für die Nachbarschaft und bindet beim Baumeisterfrühstück alle mit ein
Hildesheim. Ein Haus verändert und öffnet sich, und viele machen mit: In der Herberge zur Heimat in der Gartenstraße wird diskutiert, geplant, gestrichen und geschraubt. Die Unterkunft für Wohnungslose soll schöner werden und gleichzeitig offener für die Nachbarn im Quartier. Vieles ist schon geschafft, einige Arbeit steht noch an. Um einen weiteren Schritt voranzukommen hat die Herberge gerade ihr fünftes Baumeisterfrühstück veranstaltet – eine Kombination aus Arbeitseinsatz und Grillabend.
Vor zwei Jahren gehörte die Herberge zur Heimat im Wettbewerb „Städtische Energien – Zusammenleben in der Stadt“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit ihrer Idee „Gast.Haus“ zu 15 ausgewählten Projekten unter 240 Bewerbern. Das bedeutet eine Förderung von rund 100 000 Euro für die Umsetzung, noch einmal die gleiche Summe bringt die Herberge zur Heimat Himmelsthür gGmbH als Träger selbst auf.
Danach sei erst einmal ganz viel geplant und überlegt worden, erzählt Leiterin Daniela Knoop: „Und nach der ersten Ideenwerkstatt das meiste wieder umgeworfen. So ist das eben bei einem Beteiligungsprozess.“ Denn was sich in der Herberge zur Heimat verändert, sollen alle gemeinsam entscheiden, Bewohner, Mitarbeitende und Nachbarschaft. Schließlich soll das Haus auch für alle da sein.
Inzwischen ist einiges verwirklicht. Im in die Jahre gekommenen Untergeschoss wurden Toilette und Dusche saniert und es sind drei kleine, frisch renovierte Schlafräume entstanden. In den „Schlafkojen“ finden Wohnungslose, die auf der Straße leben, kurzfristig ein Dach über dem Kopf, wenn sie krank werden. Auch Handwerksgesellen auf der Walz können hier kostenlos übernachten, womit das Haus an seine Geschichte anknüpft.
Die neue Haustür und die neuen Etagentüren sind fertig und warten auf ihren Einbau, außerdem gibt es Etagentelefone und W-LAN für die Bewohner. Malermeister Stephan Sättele hat Farbe mitgebracht und streicht mit HelferInnen Proben an die Wände im Treppenhaus. Die Gemeinschaftsplaner haben sich für kräftige Akzente an den Stirnseiten entschieden, Lila, Rosa, Hellgrün – nun wird sich zeigen, ob die Farben an der Wand so wirken wie gewünscht.
Im Hinterhof entsteht ein Kernstück der Veränderung: Der Aufenthaltsraum für Raucher wird verkleinert, damit die Mitmach-Werkstatt wachsen kann. Hier sind in Zukunft auch Nachbarn willkommen, die ihr Fahrrad reparieren oder ein Möbelstück aufarbeiten wollen, und denen es zu Hause an Werkzeug und Platz fehlt. Die Zwischenwand wird im skandinavischen Stil mit dunkelroten Latten dekorativ verkleidet. Viele Hände packen mit an und bringen ein Brett nach dem anderen in Position, Handwerker sind dabei, Bewohner, Praktikanten, Studenten.
Ingo Lübben zum Beispiel, als Zimmermann an einer Berufsschule tätig, hatte sich als Nachbar für das historische Gebäude interessiert – und wurde prompt in das Gemeinschaftsprojekt eingebunden. Marvin Ahlburg ist Masterstudent der Sozialen Arbeit und hat mit einer Gruppe bei den Nachbarn herumgefragt, was am meisten gebraucht wird, und wann die Werkstatt geöffnet sein sollte. Jetzt heißt es wieder Planen: welches Werkzeug müssen wir bereitstellen? Wie gewährleistet man Sicherheit im Umgang mit Säge und Bohrmaschine?
Einige der Bewohner haben handwerkliche Fähigkeiten, die beim Umbau mal wieder zum Einsatz kommen können. Über praktische Mithilfe sei mancher eben leichter einzubinden als mit sozialpädagogischen Gesprächen, weiß Marc Wübbenhorst vom Architekturbüro alberts.architekten, das die Arbeiten begleitet. Das Büro moderiere häufig Beteiligungsprozesse, so Marc Wübbenhorst, „aber diese Form der Partizipation und Öffnung ist etwas Besonderes. Es hilft dabei, Wohnungslose aus der Unsichtbarkeit zu holen.“
Die Herberge zur Heimat Himmelsthür ist eine Tochter der Diakonie Himmelsthür und seit 2014 Träger der Unterkunft. In der Gartenstraße gibt es einen Tagestreff, außerdem wohnen hier 20 Männer, die im Schnitt zwei Jahre bleiben, ehe sie in eigene Wohnungen umziehen. Neun weitere Zimmer stehen in Drispenstedt zur Verfügung, in weiteren Wohnungen wird ambulante Betreuung angeboten.
Text: Wiebke Barth (Kultur & Kommunikation, Am Ratsbauhof 1c, 31134 Hildesheim)
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Wohnungsnot in Hildesheim
17 Einzimmerwohnungen für Wohnungslose ab Mai
Wohnungslosigkeit und ihre Folgen werden in der Öffentlichkeit häufig unterschätzt. Doch auch in Deutschland gibt es immer mehr Menschen, die aufgrund individueller und ausgeprägter Problemlagen von Wohnungslosigkeit betroffen sind.
So stieg die Zahl der Wohnungslosen Menschen von 248.000 im Jahr 2010 auf zuletzt 335.000 an. Etwa 18.000 leben ohne jegliche Unterkunft direkt auf der Straße. Langzeitarbeitslosigkeit, psychische Probleme, Überschuldung, unverarbeitete Trennungskrisen, gewaltgeprägte Lebensumstände oder Suchterkrankungen sind nur einige der möglichen Ursachen für tiefgreifende Lebenskrisen, die für die Betroffenen den Verlust der Wohnung bedeuten können. Auf gesellschaftlicher Ebene begünstigen verfallende Familienstrukturen, Arbeitsmarktkrisen und Wohnraumverteuerung diese Entwicklung. In einem reichen Land wie Deutschland ist kein Dach über dem Kopf zu haben die extremste Form sozialer Ausgrenzung.
Eine kleine Wohnung für eine Person in Hildesheim zu finden ist nicht so einfach. Singles, Studenten, Menschen mit Assistenzbedarf und auch wohnungslose Menschen sind auf der Suche nach kleinen, günstigen Wohnungen und konkurrieren um das begrenzte Angebot. Angesichts der zunehmenden Spaltung zwischen Arm und Reich und der schrumpfenden Mittelschicht ist davon auszugehen, dass sich dieses Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen wird.
Über den zunehmenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum berichtete vor einiger Zeit die Hildesheimer Allgemeine Zeitung. Demnach gibt es insbesondere im Bereich des sozialen Wohnungsbaus erheblichen Nachholbedarf.
Für die Klienten der Herberge zur Heimat, also für Menschen die wohnungslos sind, ist es besonders schwierig, passenden und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Das Jobcenter zahlt nur einen gewissen Betrag an Kaltmiete für eine festgelegte Quadratmeterzahl. Und jemand, der „ohne festen Wohnsitz“ ist, bekommt kaum eine Wohnung, da seitens der Vermieter Vorbehalte gegenüber wohnungslosen Menschen bestehen. Dazu kommt häufig noch ein Schufa- Eintrag, mit dem der oder die Wohnungsuchende bei einer Wohnungsbaugesellschaft keinen Mietvertrag bekommt.
Die Herberge zur Heimat bietet seit Jahrzehnten nicht nur Zimmer in der Gartenstraße, sondern auch in der Drispenstedter Straße Zimmer an. Bis vor kurzen standen dort Einzelzimmer mit Gemeinschaftsbädern zur Verfügung. Wie in allen Wohngemeinschaften ist es mit Gemeinschaftsnutzungen und deren Unterhalt und Reinigung nicht so einfach. Zudem waren die Räumlichkeiten in die Jahre gekommen. Aus diesen Gründen wurde die Entscheidung getroffen, das Haus komplett umzubauen und somit 17 Ein-Zimmer- Apartments zur Verfügung stellen zu können.
Die Leitung der Herberge steht im Austausch mit vielen gesetzlichen Betreuern: „Hier gibt es viele Interessenten. Wir gehen von einer zügigen Belegung aus.“ Auch die Bewohner der Herberge freuen sich auf das neue Wohnangebot.
Für weitere Informationen und Nachfragen steht Daniela Knoop unter der Nummer: 0152/ 28819851 zur Verfügung.
Auf dem Weg zum Gast.Haus
Neuer Ort im Quartier
Kaffeeduft verbreitet sich in der Küche. Die Köchin Frau Hinze verteilt Kaffee, während die Morgensonne die rote Fassade hinaufklettert. Zeit für das Frühstück in der Herberge zur Heimat Himmelsthür.
„Guten Morgen, Herr Eckert“, begrüßt Frau Hinze den ersten Bewohner, der in den Speiseraum kommt. Herr Eckert lächelt und nippt an seinem Kaffee. Nach und nach gesellen sich weitere Bewohner dazu. Frau Knoop kommt aus ihrem Büro und wirft ein fröhliches „Moin“ in die Runde. Sie ist die Leiterin der Herberge. Sie geht von Tisch zu Tisch, trinkt Kaffee mit den Bewohnern und unterhält sich. Die Herberge ist im umgebenden gründerzeitlichen gehobenen Wohnquartier zwar alteingesessen, aber doch ein Ort für sich. Dies soll sich mit einem Projekt ändern: Die Herberge möchte sich dem Quartier öffnen und zu einem Ort des Zusammenlebens werden. Hierzu wurden Ideenwerkstätten und sogenannte „Baumeisterfrühstücke“ durchgeführt, von einem Projektteam bestehend aus Wohnungslosen, Mitarbeitern der Herberge und Anwohnern. „ Im Team haben wir überlegt, wie wir die Herberge zu einem gemeinsamen Ort mache können“, erläutert Frau Knoop. Gemeinsam wurden Pläne entwickelt, wie die Herberge nach Wünschen der Wohnungslosen, Mitarbeitern der Herberge und Anwohnern umgestaltet werden kann, nämlich zum „Gast.Haus“. „Nach Monaten der Planung sind wir nun mittendrin, im Umbau“, verkündet Frau Knoop lächelnd. Sie steht in ihrem Blaumann auf und fügt hinzu: „Also auf zur Baustelle!“ Einige Bewohner schließen sich an und folgen ihr in den Keller. Hier wir aktuell an verschiedenen Stellen gewerkelt. „Morgen zusammen“, ruft jemand durch den Flur. Es ist Herr Lübben aus der Nachbarschaft, der auch mit anpackt. „Hier sind wir aktuell dabei, die alte Dusche wieder herzurichten“, erläutert Dirk Moldenhauer, Knoops Kollege über den Lärm der Schlagbohrmaschine hinweg. Die sanitären Anlagen werden erneuert und kleine „Schlafkojen“ für Wandergesellen auf der Walz installiert. Später soll die kleine Werkstatt vergrößert und für die Nachbarschaft geöffnet werden.
Während im Keller das Bauteam arbeitet, wird in der Küche das Mittagessen vorbereitet. Den Vormittag gestalten die Herbergsbewohner nach ihrem Gusto. Einige Bewohner, insbesondere Neue, machen Erledigungen wie etwa Ummeldungen. Hierbei werden sie von den Sozialarbeitern der Herberge unterstützt.
Im Keller erklärt derweil Herr Dauert Herrn Satzky die nächsten Schritte beim Herausstemmen einer ehemaligen Duschwanne. „Viele unserer Bewohner haben ein Handwerk erlernt und können ihr Wissen hier super einbringen“, erklärt Frau Knoop, die auf dem Weg mit dem Schutteimer nach Draußen eine Pause einlegt. „Das Arbeiten und die Anerkennung dafür bringen Ihren große Freude!“
Vor Beginn des Umbaus hat die Herberge bereits viel zur Öffnung des Quartiers getan. Im Herbst 2015 war das Team bei der Hildesheimer Aktion „Hinten im Hof“ mit dabei und zeigte den Innenhof und das gesamte Gebäude für Interessierte. Kurz darauf fand an verschiedenen Stellen in Hildesheim, auch bei der Herberge, die Ausstellung „Urbane Nomaden“ statt, die das Thema Wohnungslosigkeit künstlerisch aufbereitete. Auch zu den Ideenwerkstätten kamen Bewohner aus dem Quartiert. „Wir wünschen uns, dass es jetzt zum Umbau, wo man aktiv mitarbeiten kann und Veränderungen sieht, noch mehr Anwohner werden“, sagt Frau Knoop und mach sich auf den Weg zum Mittagessen. Das Bauteam sitzt mit staubigen Gesichert, aber fröhlich gemeinsam am Tisch. Am Nachmittag wird es in der Herberge ruhiger, viele Bewohner sind unterwegs. Ein harter Kern begibt sich nach dem Essen wieder in den Keller und arbeitet weiter. Herr Dauert und Herr Niemann schliefen das hölzerne Eingangstor zum Innenhof der Herberge ab: „Die Tür zum Gast.Haus soll ja zukünftig einladend aussehen!“
Quelle: BBSR stadt:pilot
Eine Frau krempelt das Männerhaus um
Hildesheim – Die frische Farbe ist Programm: Grasgrün leuchtet die eine Wand im Büro von Leiterin Daniela Knoop. Seit drei Jahren gibt die 43-Jährige in der Herberge der Heimat den Ton an. Ein rotes Backsteingebäude in der Gartenstraße, das die meisten wohl nur vom Vorbeigehen kennen. Doch genau das soll bald Vergangenheit sein – wenn es nach den Plänen der großen Frau mit den rötlichen Haaren geht. Dann soll es die Unterscheidung zwischen denen da drinnen und den anderen da draußen nicht länger geben. „Hinter die Fassade schauen nur wenige – und genau das soll sich ändern“, sagt die gelernte Heilerziehungspflegerin mit Zusatzausbildung in Sozialpsychologie und Management. Schon jetzt hat sie eine Menge frischen Wind ins Männerhaus gebracht. „Gemeinsam erfinden wir die Herberg neu.“ Ziel ist ein besseres Miteinander im Quartier.
Die neue Zusammenarbeit hat schon begonnen: Mitarbeiter, Bewohner und Nachbarn haben Ideen für ein „Gasthaus“ entwickelt. Viele Bausteine für den neuen Treffpunkt hängen dafür zunächst noch an der Pinnwand neben dem Büro der Leiterin. Doch das Konzept ist längst nach draußen gedrungen – mit ungeahntem Erfolg: Unter 240 Vorschlägen hat das Bundesministerium für Umwelt im vergangenen Jahr die Hildesheimer „Gasthaus“-Idee ausgewählt und fördert es jetzt unter als Pilotprojekt – als eines von 14 Konzepten in Deutschland.
Darauf ist Daniela Knoop schon ein bisschen stolz. Dabei sieht sie sich hauptsächlich als Vermittlerin. Oder als Brückenbauerin, wie sie sagt. „Ja, ich bin eigentlich eine Frau auf dem Bau.“ Einen gelernten Zimmermann hat sie auch schon an ihrer Seite. Es ist Ingo Lübben. Der 60-Jährige, er unterrichtet an der Walter-Gropius-Schule, wohnt gleich in der Nachbarschaft. Er ist einer, der regelmäßig an dem „Baumeisterfrühstück“ teilnimmt. „Dieses Haus und die Menschen interessieren mich einfach sehr.“ Bei den Treffen wird die Herberge – die Fürsorgeeinrichtung gehört inzwischen zur Diakonie Himmelsthür – gedanklich auseinandergenommen: Obergeschoss, Keller oder auch die Fassade – überall gibt es Vorschläge. So soll beispielsweise aus der Werkstatt, die bereits im Anbau vorhanden ist, ein Treffpunkt werden, wo auch Anwohner Geräte und Werkzeug nutzen können. In dieser Runde ist auch die Idee entstanden, zwei Zimmer im Keller so auszubauen, dass Handwerker auf der Walz dort vorübergehend ein Dach über dem Kopf haben. „Wir knüpfen damit an alte Zeiten mit den Wanderarbeitern an“, sagt Knoop zwischen zwei Telefonaten. Gerade guckt einer der 17 Bewohner bei ihr im Büro vorbei. Er braucht Hilfe bei einem Formular. Die Leiterin ist neben der Projektarbeit auch täglich Ansprechpartnerin für die Männer. Unterstützung hat sie dabei von drei Sozialarbeitern. Sie versuchen, die Bewohner auf dem Weg zurück in ein eigenständiges Leben zu begleiten. Die Männer, die in der Herberge wohnen, sind zwischen 21 und 63 Jahre alt. Im Schnitt bleiben sie ungefähr zwei Jahre.
Einer von ihnen ist Manuel. Der 34-Jährige hat hier seit Mai ein kleines, möbliertes Zimmer. „Bin so froh, dass ich die Bleibe hab“, sagt der Mann mit unverkennbar schwäbischem Dialekt. Der zweifache Vater ist nach der Trennung von seiner Freundin plötzlich wohnungslos gewesen, erneut ins Drogenmilieu abgerutscht. Jetzt will er wieder festen Halt im Leben finden. Wenn es etwas im Haus zu tun gibt, dann packt Manuel mit an. Und wenn er dabei auch neue Leute aus der Nachbarschaft kennenlernt – umso besser. Für Leiterin Knoop ist es ein gutes Zeichen, dass die Idee mit dem „Gasthaus“-Projekt tatsächlich zu grünen beginnt.
Die Herberge zur Heimat in Hildesheim wurde 1881 in der Gartenstraße eröffnet. Gedacht war sie für die vielen Wanderarbeiter, die in die Stadt auf den Baustellen ihr Geld verdienten. Diese sogenannten „Tippelbrüder“ wie im 19. Jahrhundert gibt es nicht mehr, wohnungslose Männer aber seit den 1990er Jahren wieder verstärkt. In der Anlaufstelle finden sie ein vorübergehendes Zuhause. Auf drei Etagen sind in dem Haus möblierte Einzelzimmer, Toilette und Bad auf dem Flur. Die Bewohner werden verpflegt, in der Küche wird jeden Tag frisch gekocht. Die Männer erhalten ein monatliches Taschengeld von 144,08 Euro.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Fragen ohne Antworten
Diakonie Himmelsthür lädt Straßenkünstler Winfried Baumann nach Hildesheim ein
Von Björn Stöckemann
Hildesheim. „Kunst kann Probleme nicht lösen“, weiß Winfried Baumann. Deswegen geht der Nürnberger seit zehn Jahren regelmäßig auf die Straße. Nicht, um zu demonstrieren, sondern um die Blicke der Gesellschaft auf ihre Missstände zu lenken. „Probleme brauchen Aufmerksamkeit“, findet Baumann. Im 1200. Jahr von Hildesheim hat die Diakonie Himmelsthür mit ihren Tochterunternehmen, der Herberge zur Heimat und den proWerkstätten, sowie dem Projekt Nordstadt.Mehr.Wert der Lebenshilfe den Künstler nach Hildesheim geholt. 450 Menschen nutzen den Tagesaufenthalt der Herberge zur Heimat. 16 Bewohner verzeichnet die Einrichtung aktuell, ist damit ausgebucht. Auch in Hildesheim gibt es Menschen, die sich kein Dach über dem Kopf leisten können. „Urbane Nomaden“ nennt Baumann diese. Sowohl für als auch über sie macht er seit zehn Jahren Kunst.
„Instant Housing“ heißt eines seiner Projekte. Es sind mobile Wohnräume für Obdachlose. Robust, wetterfest und leicht in der Handhabe müssen die Metallboxen sein. Mit wenigen Handgriffen lassen sich die zur Schlafstätte umfunktionieren. Stauraum für einige Habseligkeiten, ein Polster sowie eine Zeltplane sorgen für ein Stück Häuslichkeit. „Als Designer läuft man oft Gefahr, dass die Ästhetik in den Vordergrund gerät“, erklärt Baumann, „bei diesem Projekt ist aber die Funktionalität wichtiger.“
Die Boxen sollen auffallen. Obdachlosigkeit soll im Stadtbild sichtbar sein. „Kunst soll Fragen stellen, beantworten müssen wir diese aber zusammen“, findet Baumann. Aber macht er die Bewohner des „Instant Housing“ dadurch nicht unfreiwillig zu Kunstobjekten? „Die Menschen, als die Nutzer sind interessiert und verstehen den Ansatz“, überlegt er, „aber das beantwortet ihre Frage nur ungenau“, sagt er lächelnd. „Das kann ich ihnen nicht beantworten, da müssen sie die Obdachlosen selbst fragen.“ Das „Instant Housing“ ist eines von mehreren Projekten, die er den urbanen Nomaden gewidmet hat. Ein weiteres ist das „Instant Cooking“, eine ebenso mobile Küche, die 30 bis 40 Personen eine warme Mahlzeit ermöglicht.
Am Platz an der Lilie lädt die Aktion zum „Fußbad für alle“. 20 Passanten können sich hier die Füße waschen. Einen religiösen Bezug hat Baumann dabei nicht im Sinn: „Für einen urbanen Nomaden, einen Wanderer, sind die Füße das Wichtigste.“ Vor allem aber soll es eine Gelegenheit zum Gespräch, zum Austausch, zum Kennenlernen sein. Pünktlich um 13 Uhr beginnt es zu regnen. Der Plan fällt ins Wasser. „Egal, das machen wir morgen einfach nochmal, die Gerätschaften sind schließlich schnell auf- und abgebaut.“ Die Ausstellung von Baumann ist ein Programmpunkt der „1200 Hildesheimer Gestalten“. Zu sechs Aktionen lädt die Diakonie Himmelsthür im Jubiläumsjahr, das Wochenende mit Baumann ist das vorletzte Projekt. Künstler oder Dienstleister – bei den urbanen Nomaden verschwimmen die Begriffe. Ein „Instant House“ kostet 1000 Euro in der Herstellung. An soziale Einrichtungen gibt Baumann die Stücke zum Selbstkostenpreis ab. In Berlin, München oder Montreal sind die mobilen Wohnungen bereits im Einsatz. Wenn alles klappt, sollen einige in Hildesheim bleiben.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Eine fast vergessene Einrichtung
Lions-Club verschönert die Herberge zur Heimat
Hildesheim. Das Haus ist eine Villa, doch die Bewohner sind alles andere als Besserverdienende: Seit die Herberge zur Heimat vor 136 Jahre gebaut wurde, leben darin Obdachlose. Im öffentlichen Bewusstsein Hildesheims ist die Einrichtung aber kaum noch präsent. Der Lions-Club Hildesheim-Marienburg will das ändern. „Die Menschen müssen mehr in die Mitte der Gesellschaft rücken“, sagt Lions-Sprecher Werner Wilmes. Der Club hat deshalb nach einer großen Kleiderspende bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Einrichtung unterstützt: Zusammen mit vier Malern verschönerten die Mitglieder Kantine und Eingangsbereich. Davon erhoffen sich die Lions zweierlei: Eine schönere Herberge – und mehr Öffentlichkeit für die Einrichtung und das Schicksal der darin lebenden Menschen.
Einer dieser Menschen ist Klaus-Dieter Gubig. Wie viele andere Obdachlose stand er einst in Lohn und Brot – bis alles aus den Fugen geriet. Gubig hat als Leichenbestatter gearbeitet. Er hätte wohl besser einen anderen Beruf gewählt: Immer wieder musste der Einbecker tote Kinder einbalsamieren. Der Anblick verfolgte ihn. Er flüchtete sich in den Alkohol, bekam Ärger mit dem Vermieter, rutschte in die Obdachlosigkeit.
Die Geschäftsführerin der Herberge zur Heimat, Judith Hoffmann, kennt viele solcher Geschichten. Sie erzählt von einem Fall, der sie tief bewegt hat: ein Mann, der mit seiner Frau ein ganz normales Leben führte, voll im Beruf stand und seine Schwiegermutter pflegte. Dann starb seine Frau an Krebs. Der Verlust war ein Schock, der Mann zunehmend mit der Pflege seiner Schwiegermutter überfordert. Er begann zu trinken, verlor seine Arbeit, verschuldete sich und konnte keine Miete mehr zahlen. Plötzlich stand er auf der Straße. Die Herberge zur Heimat nahm ihn auf: Heute lebt er in seiner eigenen Wohnung und hat wieder Arbeit.
Genau diese Ziel verfolgt die Einrichtung in der Gartenstraße: 20 Einzelzimmer gibt es dort. Neben einem Dach über dem Kopf, Essen, Duschen und frischer Kleidung bietet diese vor allem Hilfe beim Papierkram: beim Beantragen des Personalausweises oder des Arbeitslosengelds, beim Organisieren des Alltags und nicht zuletzt bei der Wohnungs- und Arbeitssuche.
Um auch jene Obdachlose aufzufangen, die noch nicht so weit oder weiter sind, betreibt die Herberge zur Heimat, die seit 2014 zur Diakonie Himmelsthür gehört, noch zwei weitere Einrichtungen. Eine davon ist der Tagestreff für Obdachlose in den Räumen der Ambulanten Wohnungslosenhilfe in der Hannoverschen Straße: Obdachlose können sich dort beraten lassen, bekommen Geld und ein Postfach – und sie können sich aufwärmen, wenn es draußen kalt ist. Zur zweiten Einrichtung gehören zwei Haushälften in der Drispenstedter Straße. Dort leben die Obdachlosen fast selbstständig. Wohntraining nennt sich das und es ist die letzte Stufe in der Vorbereitung auf ein selbstständiges Leben. Es ist das Leben, aus dem die meisten Obdachlosen kommen.
Text: Hagen Eichler
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Lions Damen spenden für Wohnungslose
Hildesheim. „We serve – Wir dienen“ – Gemäß diesem Motto der weltweiten Bewegung der Lions kümmern sich die Damen des Lions Club Hildesheim-Marienburg um die Bedürftigsten in der Gesellschaft. Wir die Organisatorin Monika Wilmes erläuterte, sei die Idee zur Unterstützung der Wohnungslosen anlässlich eines Besuches des Lions Club in der Herberge zur Heimat in der Gartenstraße entstanden. Die Herberge zur Heimat kümmert sich seit 135 Jahren um Menschen in Not, speziell um Wohnungslose. Besonders im Tagestreff in der Hannoverschen Straße benötigen die Klienten Kleidung, Schuhe und zuweilen auch Rucksäcke und Schlafsäcke, wie die Leiterin Daniela Knoop erläutert. Groß war die Überraschung, als die Lions Damen mit zwei Fahrzeugen vorfuhren und Kleider wie auch andere Sachspenden ausluden. „Mit diesem unerwartet großen Nachschub werden wir vielen Wohnungslosen eine große Freude machen können“, so Knoop. Anschließend packten Mitarbeiter der Herberge zur Heimat und auch Klaus-Dieter Gubig, der aktuell in der Herberge wohnt, mit an und räumten die Säcke in das Magazin. Knoop bat anschließend auf einen Kaffee in die Herberge. Dabei wurde auch über die anstehende nächste Aktion des Lions Clubs Hildesheim-Marienburg gesprochen. Die Männer vom Lions Club wollen im April bei der Renovierung der etwas in die Jahre gekommen Räume und der Außenanlagen unterstützen und auch für Materialien sorgen, um so die Herberge zur Heimat schöner zu gestalten. Bewohner Gubig freut es: „Das ist ja wie zweimal Weihnachten im Jahr, und wir Wohnungslosen stehen auch mal im Mittelpunkt.“
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung
Neuer Betreiber für die Herberge zur Heimat
Wechsel nach 135 Jahren: Diakonie Himmelsthür übernimmt Trägerschaft
Hildesheim. Seit 135 Jahren gibt es einen Verein in Hildesheim, der den Namen Herberge zur Heimat trägt. Doch jetzt ist er aufgelöst worden. Die Institution, die obdachlose Menschen in einem Gebäude in der Gartenstraße beherbergt und ihnen in weiteren Einrichtungen Unterstützung und Hilfe anbietet, ist die in die Trägerschaft der Diakonie Himmelsthür übergegangen. Deren Direktor Ulrich Stoebe freut sich über den Wechsel. Er bedankt sich bei den Mitgliedern des ehemaligen Herbergs-Vorstands und auch bei der langjährigen Verwaltungsfrau und stellvertretenden Leiterin Christiane Bernecker, die den Prozess bis zu ihrem Ausscheiden vor einem Jahr mitgestaltete.
Bernecker sagte in der letzten Sitzung des nun aufgelösten Vorstands, dass sie den Wechsel sehr positiv sehr: „Es war klar, dass sich der Vorstand bald aus Altersgründen auflösen würde. Wir wollten das kleine Schiff Herberge zur Heimat in eine große Rederei einbringen und dass es dabei sein Profil bewahrt.“ Dies sein mit dem Übergang in die Trägerschaft der Diakonie voll und ganz gelungen, freute sich Bernecker. Denn es gebe viele Schnittstellen in den sozialen Aufgabenbereichen der beiden Institutionen.
Gut zwei Jahre hat der Übergang gedauert. Judith Hoffmann, Regionalgeschäftsführerin der Diakonie und nun auch der Herberge zur Heimat Himmelsthür, zeigte sich mit dem Übergang zufrieden: „Ich freue mich, dass der Prozess mit dem Verein und den langjährigen Angestellten zusammen gestaltet werden konnte.“ Man wollte das bewahren, was sich als gute Arbeit erwiesen habe.
Die Herberge bietet in der Gartenstraße wohnungslosen Männern Unterkunft in 20 Einzelzimmern, sowie Unterstützung in behördlichen und alltäglichen Belangen an. Als weiter Leistung wird eine ambulante nachgehende Hilfe in Wohnungen und im Haus in der Drispenstedter Straße angeboten, dort gibt es nun Plätze. Von den insgesamt 29 Zimmern in der Oststadt und in Drispenstedt ist zurzeit etwa die Hälfte belegt.
Im Tagesaufenthalt in der Hannoverschen Straße können Frauen und Männer, die auf der Straße leben, ihre Wäsche waschen, duschen, sich aufwärmen, die Teeküche nutzen und ihre Post erledigen. Neun Mitarbeiter sind in der Herberge angestellt, zwei im Tagesaufenthalt in der Hannoverschen Straße.
Daniela Knoop, seit einem Jahr Leiterin der Herberge sagte, dass sie sich auf die Zusammenarbeit freue. „Es stehen nun einige Veränderungen an: Wir wollen renovieren und überlege, ob wir wieder regelmäßige Freizeitangebote einführen. Und ich freue mich auch auf die neue Netzwerkarbeit, die sehr wichtig ist.“ Für April ist ein großes Fest geplant, um den Trägerwechsel zu begehen.
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Tel: 0 51 21 – 93 59 19 10
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